Kaschmir Wolle - Herkunft, Eigenschaften und Verwendung
Kaschmirwolle - Herkunft, Herstellung, Eigenschaften und Verwendung
Welches Tier verbirgt sich hinter der Bezeichnung Kaschmir-Wolle?
Hinter der Kaschmir-Wolle verbirgt sich die Kaschmir-Ziege, die ursprünglich aus den Hochgebirgssteppen Zentralasiens stammt. Durch die von ihr bewohnte Region Kaschmir erhielt die Ziege ihren Namen. Sie zählt zur Familie der Hausziegen und ist mittelgroß, wobei die Tiere bis an die Stirn bewollt sind. Charakteristisch in ihrem Aussehen sind bei männlichen wie bei weiblichen Tieren die Schlappohren und die kleinen abgerundeten Hörnchen. Das Fell der Kaschmir-Ziegen kommt in den Farben Weiß, Schwarz, Grau und Braun vor. Allerdings werden sie in Europa fast ausschließlich in der Farbe Weiß gezüchtet, da sich diese Wolle später sehr gut einfärben lässt. Geläufig ist außer der Schreibweise Kaschmir auch die englische Cashmere.
Auf Grund ihrer Herkunft sind Kaschmir-Ziegen an extreme Witterungsverhältnisse gewöhnt. Hieraus ergibt sich auch, dass die hochwertigste Kaschmir-Wolle aus der Mongolei und hier von in der Wüste Gobi in der kargen Gebirgssteppe lebenden Kaschmir-Ziegen stammt. Bei Temperaturen von bis zu -40° Grad in der Nacht wächst ihnen das wertvolle Unterfell besonders gut.
Seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts existieren große Zuchtfarmen außerhalb Asiens. Diese finden sich in Neuseeland und Australien. In Europa sind Island und Schottland die führenden Länder. Dadurch, dass Kaschmir-Ziegen genügsam und gleichermaßen robust sind, werden sie zunehmend auch zur Pflege der Landschaft eingesetzt.
Wie wird Kaschmir-Wolle gewonnen?
Das Besondere bei der Gewinnung von Kaschmir-Wolle ist, dass ausschließlich das feine Unterfell der Kaschmirziege verwendet wird. Das als Grannen bezeichnete Deckhaar ist wesentlich gröber und wird deshalb aussortiert. Der Durchmesser des Unterhaares beträgt 15-19 Mikrometer bei einer Länge von 25 bis 90 Millimeter. Dieses wird während des mehrere Wochen dauernden Fellwechsels im Frühjahr durch auskämmen gewonnen. Der Ertrag beläuft sich auf etwa 150 Gramm pro Tier. Das hört sich wenig an? Das ist es auch. Um einen Pullover herstellen zu können, benötigt man den jährlichen Ertrag an Wolle von drei bis vier Ziegen.
Vor allem in den ländlichen Herkunftsländern Asiens wird das Fell nach wie vor durch Kämmen in echter Handarbeit gewonnen und anschließend ebenfalls von Hand nach Farben sortiert. In Europa jedoch wird das Fell mit Hilfe von elektrischen Schermaschinen geschoren und ebenfalls maschinell die Grannen vom Unterfell getrennt. Diesen Vorgang bezeichnet man als Entgrannen. Um Verunreinigungen und Fett zu entfernen wird das Fell gewaschen, woraufhin es in einem nächsten Schritt zu Garn gesponnen wird.
Warum ist Kaschmir so wertvoll?
Dass Kaschmir sehr wertvoll ist lässt sich wie oben beschrieben aus dem geringen Ertrag pro Tier und Jahr ableiten. Außerdem ist Kaschmir-Wolle nicht nur eine der teuersten sondern auch der feinsten und weichsten der Welt. Deshalb zählt Kaschmir zu den Edelhaaren. Das einmalig weiche Tragegefühl ist charakteristisch für Kleidungsstücke aus Kaschmir-Wolle. Zusätzlich weist sie weitere hervorragende Eigenschaften auf. Hierzu gehören die ausgezeichnete Wärmedämmung bei geringem Eigengewicht sowie die hohe Reißfestigkeit. Die sehr feinen Fasern weisen nicht nur Feuchtigkeit sehr gut ab sondern sind zudem schmutz- und geruchsabweisend.
Zur Herstellung einer besonders hochwertigen Wolle sollten die Haare möglichst fein, also dünn, lang, gekraust und hell, möglichst weiß, sein. Abhängig von der Qualität der Wolle liegt der Verkaufspreis unterschiedlich hoch. Weil Kaschmir zu den teuersten Naturfasern gezählt wird, wird es oft mit anderen hochwertigen Wollen wie Merinowolle oder Schafschurwolle gemischt.
Nimmt man Kaschmir-Wolle in die Hand, so erkennt man gute Qualität daran, dass es sich warm anfühlen und eher weniger glänzen sollte. In der europaweit gültigen Textilverordnung aus dem Jahr 2011 ist verfügt, dass nur Kleidungsstücke mit „100% Kaschmir“ ausgezeichnet werden dürfen, die rein aus Kaschmir-Wolle hergestellt wurden. Wurden mindestens 85 Prozent Kaschmir-Wolle verwendet, so darf die Aufschrift auf dem Etikett „Kaschmir“ lauten. „Mit Kaschmiranteil“ darf die Bezeichnung heißen, wenn mindestens 14,5 Prozent Kaschmir-Wolle im entsprechenden Kleidungsstück enthalten ist.
Welche Kleidungsstücke werden hauptsächlich aus Kaschmir-Wolle hergestellt?
Bereits seit etwa 1000 Jahren wird Kaschmir-Wolle in ihrem ursprünglichen Herkunftsland zu hochwertigen Textilien verarbeitet. Diese erfreuen sich vor allem in Form von Pullovern, Mützen und Schals großer Beliebtheit. Besonders ist hierbei sicherlich auch, dass bis heute in den Ursprungsländern in den ländlichen Regionen alle Arbeitsschritte vom Auskämmen bis zum spinnen der Wolle nach wie vor von Hand durchgeführt werden. Die handwerkliche Kunst dort ist also groß, wobei vornehmlich Mützen und Schals hergestellt werden.
Durch seine guten Wärmerückhaltungseigenschaften ist Kaschmir für Kissen, Decken sowie Matratzenbezüge bestens geeignet. Doch auch die Fertigung von exquisiten Kaschmir-Mänteln lässt sich hierdurch erklären.
Das Stricken und Häkeln mit Kaschmir-Wolle von Hand geht recht einfach und ist somit bei Verwendung eines einfachen Handarbeits-Musters auch Anfängern möglich. Durch die feine und anschmiegsame Wolle ist es eine große Freude das hochwertige Material in den Händen zu halten und zu einem Kleidungsstück zu verarbeiten. Zum Filzen ist Kaschmir insofern ausgezeichnet geeignet, dass es sehr schnell und fest verfilzt.
Wie pflege ich Kleidung aus Kaschmir-Wolle richtig?
Hochwertige Kleidung aus Kaschmir-Wolle sollte ihrem Wert entsprechend gepflegt werden. Oftmals reicht das Lüften an der frischen Luft, um den exklusiven aber auch empfindlichen Stoff möglichst schonend zu behandeln. Vorsichtig gewaschen wird ein Kaschmir-Kleidungsstück von Hand oder – wenn dies auf der Pflegeanleitung ausgewiesen ist – bei 30 Grad im Woll-Programm der Waschmaschine. Hierzu empfiehlt sich ein flüssiges Woll-Waschmittel. Bei der Handwäsche sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass das Kleidungsstück nicht gerieben wird, da dies eine unschöne Verfilzung, bekannt auch als Pilling oder Knötchenbildung, zur Folge hat. Bei der Maschinenwäsche sollte ein Schleudergang von maximal 600 Umdrehungen pro Minute gewählt werden.
Zum Trocknen sollten Kaschmir-Produkte keinesfalls aufgehängt werden, damit sie ihre Form nicht verlieren. Da starke Hitze Kaschmir einlaufen lässt, darf bei der Verwendung eines Trockners ausschließlich ein Kaltluft-Programm gewählt werden. Am besten sollte das Trocknen an der Luft im Liegen erfolgen. Als Unterlage hierzu dient meist ein Handtuch. Sollte Bügeln notwendig sein, so sollte dies vorsichtig durchgeführt und das Bügeleisen auf Woll-Stufe gestellt werden. Zudem kann ein leichtes Baumwolltuch zwischen Bügeleisen und Kaschmir-Wolle gelegt werden, um das Kleidungsstück zusätzlich zu schonen.
Das Lagern sollte ebenso wie das Trocknen im Liegen erfolgen. Der beste Platz hierfür ist an oberster Stelle auf dem Stapel. So wird das feine Stück nicht zerdrückt oder zerknittert. Flecken dürfen keinesfalls durch Reibung oder unter Zuhilfenahme einer Bürste entfernt werden. Diese Vorgehensweisen hätten unschöne Verfilzungen des edlen Materials zur Folge.
Grundsätzlich benötigt ein Kleidungsstück aus Kaschmir-Wolle eine aufwändigere Pflege als eines aus Wolle. Durch regelmäßiges Tragen entsteht natürliches Pilling, welches durch einen Pillingrasierer oder einen Kamm entfernt werden kann.
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