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seidenspinner

Seide - Herkunft Eigenschaften und Verwendung

Zählt Seide zu den tierischen Wollsorten?

Seide zählt tatsächlich zu den tierischen Wollsorten, nicht zu den pflanzlichen. Denn Seide, die hauptsächlich aus Protein besteht, wird aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen. Diese ist die Larve des Seidenspinners und produziert mit Seide die einzige natürlich vorkommende textile Endlos-Faser. Die Seide, die heutzutage im Handel üblicherweise erhältlich ist, stammt vom sogenannten Maulbeerspinner und wird deshalb oftmals als Maulbeerseide bezeichnet. Der Maulbeerspinner, der seinen Namen seiner Hauptnahrungsquelle im Larvenstadium verdankt, zählt zu den Nachtschmetterlingen und legt 200 bis 800 Eier. Aus diesen schlüpfen nach circa zehn Tagen kleine schwarz behaarte Raupen, deren Haut sich nach weiteren drei Tagen bereits weiß färbt. Während des Raupen-Stadiums häuten sich die Maulbeerspinner insgesamt vier Mal. In dieser Zeit fressen sie ausschließlich frische Blätter vom Maulbeerbaum und legen rund das 40.000-fache ihres ursprünglichen Gewichts zu. Aus der zwei bis drei Millimeter kleinen Raupe wird eine Raupe, die etwa so dick wie ein Finger ist. Nach dieser vier Wochen dauernden Phase ist sie bereit sich zu verpuppen.

Als Verankerung für den Kokon spinnt die Raupe ein als Flockseide bekanntes Gewirr aus Seide zwischen Zweigen und Grashalmen. Anschließend spinnt die Raupe in diesem Gewirr hängend einen rund 3000 Meter langen Faden um sich herum – ihren Kokon. Dabei bewegt sie sich in Form einer Acht. Die Schlaufen zählen bis zu 300.000 Windungen. Den Faden produzieren immer zwei der insgesamt vier Drüsen, die an der Unterlippe der Raupe sitzen, gleichzeitig. Dieser besteht aus einem hornähnlichen Eiweiß und wird mit einem als Seidenbast bezeichneten Kleber verbunden. Die Farbe der Rohseide wird durch die Pigmente bestimmt, die der Leim enthält. Die Kokons können verschiedene Formen und Farben aufweisen. Von kugelig über oval bis länglich sowie weiß, gelb, grau oder rosa können sie abhängig von der Zucht sein. Nach einer Weile ruht die Raupe, von der man in dieser Phase als Puppe spricht. Normalerweise würde der Schmetterling nach 18 Tagen den Kokon aufbeißen und schlüpfen. Dies verhindert allerdings der Züchter, weil sich der Faden sonst nicht mehr vom Kokon abwickeln lassen würde. Bereits nach zehn Tagen werden die Larven deshalb mit Hilfe von Wasserdampf oder heißem Wasser getötet. Nur die Maulbeerspinner die zur Nachzucht verwendet werden, dürfen schlüpfen. Um den Kleber, der die Seidenfäden als Kokon zusammenhält, zu lösen, werden die Seiden-Kokons in heißem Wasser gebadet, falls dies nicht bereits zur Abtötung der Larven geschehen ist.

Die Fasern, die die äußerste Schicht des Kokons bilden sind wirr und kurz und können nicht abgewickelt werden. Deshalb werden sie abgezupft oder abgekämmt und kommen als sogenannte Florettseide in den Handel. Als Bouretteseide ist bekannt, was beim Kämmen übrig bleibt und auch noch verwendet wird. Diese wird grob gesponnen, ist stumpf und hat viele Noppen. Anschließend kann mit dem Abwickeln des Fadens begonnen werden. Man spricht hier auch von Filamenten. Wie viele der hauchdünnen Fäden zusammen abgewickelt werden hängt davon ab, wie die gewünschte Fadenstärke gewählt wird. So können drei bis acht aber auch zehn oder mehr Fäden zusammen abgewickelt werden, die auf Grund des Seidenleims zusammenkleben und einen Seidenfaden bilden. Während der Vorgang des Abwickelns als Haspeln bezeichnet wird, wird die Seide als Haspelseide bezeichnet. Etwa 3000 Kokons wiegen ein Kilogramm. Hieraus ergibt sich ungefähr 250 Gramm Seidenfaden, der als Rohseide oder Bastseide bekannt ist. Rohseide ist wenig geschmeidig und glänzt nicht, ist aber dafür sehr fest. Aus ihr können die verschiedensten Produkte hergestellt werden.

Um den Seidenbast oder Seidenleim zu entfernen, wird die Rohseide oder Bastseide in Seifenwasser gekocht. Je nach gewünschter Qualität geschieht dies mehr oder weniger gründlich. Außerdem werden die Seidenfäden durch ausführlicheres Kochen dünner, leichter, glänzender und geschmeidiger. Nach diesem Vorgang, der als Entschälen oder Degummieren bezeichnet wird, erscheint die Seide rein weiß. Häufig wird die Seide im Anschluss weiter chemisch veredelt. So wird sie beispielsweise durch Schwefeldioxid gebleicht. Zu den teuersten Seiden zählt die sogenannte Glanzseide oder Cuite-Seide, die vollkommen entbastet wurde. Neben den Maulbeerspinnern gibt es weitere Seidenraupen, die sich von Eichenblättern ernähren. Hierzu zählen beispielsweise der Japanische Eichenseidenspinner sowie der Tussahspinner, welche nicht unter menschlicher Aufsicht gezüchtet werden. Diese liefern Wildseide, die ungleichmäßig, matt und von Natur aus beige bis braun ist. Sie wird nicht vom Seidenkokon abgewickelt sondern lediglich abgezupft, weil der Schmetterling den Kokon und somit den fortlaufenden Faden beim Schlüpfen zerstört. Die spinnende Steckmuschel liefert Seide, die direkt aus dem Meer im Mittelmeerraum stammt. Der seidene Faden wird von Drüsen erzeugt, die die Muschel besitzt. Die Muschel wie auch die Seide wird als Byssus bezeichnet und ist seit dem römischen Altertum bekannt. Bereits damals war diese Seide äußerst selten und deshalb sehr kostbar. In ihrer Feinheit war sie jedoch nicht mit chinesischer Seide vergleichbar.

seideneier

Woher stammt Seide ursprünglich?

Ihren Ursprung hat Seide in China. Um ihre Entdeckung und Geschichte ranken sich allerlei Mythen und Legenden. Klar ist jedoch, dass sie nicht nur die Wirtschaft ganzer Länder sondern auch die Mode nachhaltig beeinflusst hat. Bereits vor etwa 5000 Jahren nahm die chinesische Seiden-Produktion mit der Domestizierung des Seidenspinners ihren Lauf. Bereits zu Beginn der christlichen Zeitrechnung gab es einen Fernhandel mit chinesischer Seide. Über verschiedene Aufkäufer und Zwischenhändler gelangte Seide in alle damals zugänglichen Länder. Beteiligt waren neben den chinesischen Händlern indische, griechische, arabische und römische. Die bekannte Seidenstraße etablierte sich im 2. Jahrhundert nach Christus und verschob sich unter Einfluss der jeweiligen politischen Verhältnisse. Charakteristische Umschlagsplätze fanden sich in den heutigen Ländern Afghanistan, Usbekistan sowie Iran. Etwa 18 Monate benötigte Seide vom Süden Chinas bis sie in die Häfen entlang der italienischen Küste gelangte. Während griechische Händler den Seehandel dominierten, spielten jüdische, syrische und armenische Zwischenhändler eine große Rolle beim Handel auf dem Landweg. Während Seide auch im Mittelalter als edle und wichtige Handelsware nach Europa gelangte war das außer Landes bringen von Raupen und Eiern in China bei Todesstrafe verboten. Durch das chinesische Monopol wurde der Wert von Seide weiter gesteigert, weshalb sie in der Antike so wertvoll wie Gold war. Um 550 nach Christus begann jedoch trotz allem im Byzantinischen Reich die Seidengewinnung außerhalb Chinas. So konnten einige Regionen in Europa als Zentren der Seidenproduktion sowie der Seidenfärberei aufgebaut werden. Führend in der europäischen Seidenproduktion wurde ab dem 12. Jahrhundert Italien. Über den Brennerpass gelangte die Seide über Bozen als zentralem Umschlagsplatz nach Mitteleuropa. Auch die Zucht der Seidenraupen verbreitete sich weiter. So entstanden ab dem 15. Jahrhundert in Südfrankreich und vom 17. bis 19. Jahrhundert in Zürich und Krefeld weitere Zentren der Seidenproduktion. Mitte des 19. Jahrhunderts grassierten jedoch Tierseuchen, weshalb die Zucht von Seidenraupen in Italien, Südfrankreich und im Mittelmeerraum im Großen und Ganzen komplett aufgegeben wurde. In Deutschland wurde die Seidenindustrie nie konkurrenzfähig.

Welche Eigenschaften weißt Seide auf?

Die erste Eigenschaft die den meisten Menschen bei Seide in den Sinn kommt ist, dass sie wunderschön schimmert. Außerdem ist sie temperaturausgleichend, so dass sie bei Kälte wärmt und bei Hitze angenehm kühlt. Zudem kann sie bis zu 30 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und nach außen leiten ohne sich dabei feucht oder gar nass anzufühlen. Auch ist sie unempfindlich gegenüber Gerüchen, knitterarm, trocknet schnell und weist Schmutz ab. Begehrt ist Seide auch deshalb, weil sie sich um rund 15 Prozent dehnen lässt ohne zu reißen und außerordentlich weich ist. Seide lässt sich sehr gut färben, wodurch brillante Farben erzielt werden. Das Färben mit Naturmaterialien wird besonders häufig für die Herstellung von exquisiten Kleidungsstücken und Textilien verwendet. Weil Seide extrem hochwertig ist, ist sie sehr teuer. Unter anderem aus diesem Grund wird Seide in der Regel nicht als reine Wolle angeboten sondern in Kombination mit anderen hochwertigen Fasern wie beispielsweise Mohair oder Merino.

Was sollte ich beim Häkeln oder Stricken mit Seide beachten?

Seide fließt praktisch durch die Finger, das heißt auf Grund ihrer Glätte entsteht ein fließendes Gestrick. Dabei ist reine Seide kaum elastisch und eignet sich so für lose fallende Kleidungsstücke wie Cardigans und Pullover die die Figur umschmeicheln. Eine figurbetonte Passform ist mit reiner Seide kaum möglich. So wird sie gerne zur Herstellung von Oversize-Produkten genutzt, deren schlichte Gestaltung durch das Schimmern und Glänzen der Seide ein edles Aussehen erhalten. Auch locker sitzende Accessoires können nur schwer aus Seide gefertigt werden, wenn diese einen gewissen Stand benötigen. Dem gegenüber stehen Dreieckstücher, deren Aussehen und Designs den Eigenschaften von Wolle aus Seide perfekt entgegen kommen. Auch Lochmuster lassen sich aus Seidengarn hervorragend arbeiten. Ein Gemisch aus Wolle und Seide ist zur Herstellung von Babykleidung außergewöhnlich gut geeignet. Hier verbinden sich die herausragenden temperaturausgleichenden Eigenschaften mit weiteren positiven Aspekten. Besonders bekannt und beliebt sind Wolle-Seide-Bodys für Babys. Während Seide jahrhundertelang ein absolutes Luxusgut und ausschließlich den Reichen zugänglich war, findet sich Seide heute in den unterschiedlichsten Textilien und wird trotzdem als etwas ganz Besonders wahrgenommen. Hierzu zählen neben den gängigen Kleidungsstücken unter anderem Bettdecken, Hüte, Fallschirme, Unterwäsche und Steppjacken. Insgesamt lässt sich sagen, dass Seide eine der vielseitigsten Fasern ist, die sich in Handarbeit zu Accessoires, Jacken, Pullovern und vielem mehr verarbeiten lässt.

Welche Tipps zur Pflege von Seide sollte ich beachten?

Seide kann bei Beachtung einiger Kleinigkeiten jahrelang konstant ihre Qualität halten. Handbemalte Produkte aus Seide sollten wegen der Farbe nur trocken gereinigt werden. Moderne einfarbige Seide kann hingegen unter Berücksichtigung des Pflegeetiketts gewaschen werden. Vermieden werden sollte jedoch die Mischung von Kleidungsstücken verschiedener Farben. Auch auf das Auswaschen von einzelnen Flecken sollte verzichtet werden, da in der Regel unschöne Wasserränder zurück bleiben. Am geeignetsten ist zum Waschen ein spezielles Seidenshampoo oder ein sanftes Wollwaschmittel. Beim Trocknen sowie beim Verwenden sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass Seide bei dauerhafter Sonneneinstrahlung brüchig wird. Außerdem darf Seide nicht zu häufig mit Seife und nicht mit heißem Wasser gewaschen werden. Auf Bleichmittel sollte komplett verzichtet werden. Wenn sie nass ist muss Seide besonders sorgsam behandelt werden. Sie darf nicht ausgewrungen und niemals mit einem Dampfbügeleisen gebügelt werden. Auch sollte sie nicht im Wasser liegen gelassen werden und um sie vor Verfilzung zu schützen nicht gerieben werden.

Noch mehr über Wolle erfahren?

In unserem Wollsorten Lexikon, findest du viele weitere Erklärungen zu den verschiedensten Wollsorten.

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Seide

Eigenschaften zur Wolle des Seidenspinners
Herkunft: tierisch
Abkürzung (international gültig): SE
Länder/Regionen: China, Japan, Indien
Marktführer: China
Allergiker geeignet: ja
Geeignet für: alles

Verarbeitung (mittel bis schwer)
Wärme (warm)
Weichheit (sehr weich)
Wertvoll (sehr wertvoll)
Kosten (sehr teuer)
Strapazierfähigkeit








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