Es ist schön, wenn Menschen eine besondere Leidenschaft haben, aber bei mir ist das leider nicht so, obwohl leider? Ich mag einfach zu vieles.
Es fing damit an das ich als Kind Sachen für meine Barbiepuppen genäht haben, die gar nicht so schlecht waren. Sprich man konnte eine Hose von einem Kleid unterscheiden. Allerdings kann ich mich daran erinnern das ein grünes Kleid damals auch schon mal mit weißem Garn genäht wurde ;-)
Später war das ständige umräumen und neu dekorieren meines Zimmers eine große Leidenschaft. Das klingt harmlos, aber da wurden in den Ferien auch mal nachts Möbel quer über den Flur geschleift. Meine Brüder und ich hatten die Idee unsere Zimmer zu tauschen, warum wir nachts darauf kamen ist mir bis heute ein Rätsel. Kamen Freunde zu Besuch wurde die Tür grundsätzlich vorsichtig geöffnet, weil "man ja nie weiß wo deine Möbel heute stehen".
Mit 12 bekam ich zu Weihnachten Stoff für meine erste Patchworkdecke geschenkt, die ich heute noch habe, wenn sie auch stark ramponiert ist mittlerweile. Den ersten Schrank habe ich dann auch bald bearbeitet und mir ne Vergiftung geholt. Ja, es ist besser zu lüften, wenn man Abbeize im Haus benutzt. Weiß ich jetzt auch
Die Ausbildung kam, danach die Arbeit und ich habe nicht viel gemacht außer die Wohnung ständig neu zu streichen.
Das änderte sich als mein erster Sohn geboren wurde. Hardanger war damals der Renner und meine Mutter stickte wie ne Irre. Freunde wollten versorgt werden, sie verkaufte auf Ausstellungen und kam nicht mehr hinterher. Sie beschloss dann das ich ihr helfen könnte, da ich ja nun Zeit hätte. Meinen Einwand das ich das gar nicht sticken kann wurde mit den Worten "das kannst lernen" beiseite gefegt. Ich habe in der Zeit viel gestickt.
Alleinerziehend mit Kind und Vollzeitjob brachte ich später nicht viel fertig. Für Freunde und das Kind mal was genäht, das wars dann auch.
Mit einem großen Abstand wurde dann mein zweites Kind geboren und obwohl wir erst kurz vorher in eine Haus gezogen waren das renoviert werden musste und noch immer muss dachte ich das ich nun endlich loslegen könnte. Ins Gästezimmer kam eine Arbeitsplatte, Regale an die Wand...Mein Lebensgefährte schenkte mir eine neue Nähmaschine, später kam noch eine Overlock dazu.
Seit langem schon hatte ich mir die Idee in den Kopf gesetzt mit Handgemachtem einen kleinen Laden zu eröffnen. Ich wollte den Weg dahin nun endlich in die Tat umsetzen und fing bei Dawanda an.
Leider wurde meine Mutter krank und musste gepflegt werden und alles kam zum Stillstand. Da die Pflege zu Hause nicht mehr machbar war kam sie nun doch in ein Heim. Ich habe von meiner Mutter sowohl die Liebe zur Handarbeit (meine Oma war Schneiderin, wir betreiben diesen Sport also schon in der 3. Generation) als auch die Liebe zu alten Dingen und Möbeln geerbt. Jeder der versucht einen fast kompletten Hausstand in ein Haus zu verfrachten das schon voll ist dem sei gesagt: das geht nicht! Ich schleppte Auto-u. Transpoterweise .alles bei uns an. Möbel wurden gestapelt, wobei ich sehr viel über Schwerkraft und Gewichte gelernt habe ;-) Die Waschmaschine lief ständig um alle Stoffe zu waschen. Die Wolle hat glaub ich alle Räume im Haus mindestens 1x bewohnt. Natürlich mussten einige Möbel bearbeitet werden und das Aufarbeiten wurde wieder meine Leidenschaft. Das mach ich nun also auch wieder.
Die Räume sind wieder begehbar mittlerweile, worüber ich glücklich bin, aber es ist noch viel zu tun. So ganz, ganz, ganz langsam sehe ich hin und wieder ein kleines Licht am Ende des Tunnels :-) Einige der bearbeiteten Möbel biete ich vor Ort zum Verkauf an, aus den Wollresten stricke ich eine Tagesdecke vor dem Fernseher, die Stoffe sind teilweise schon verklebt oder vernäht und aus einigen alten Bilderrahmen habe ich Pinnwände gemacht. Ich hoffe das ich es bald schaffe die Sachen einzustellen. Langsam aber stetig wird es was :-)
Nun muss ich "nur" noch was verkaufen, denn ich brauche Platz :-))))) Außerdem will ich immer noch meinen kleinen Laden und der muss erstmal finanziert werden. Wenn die Träume lange in uns wohnen ist es umso schöner, wenn sie endlich in Erfüllung gehen.
Auch wenn ich noch etwas warten muss bin ich mir ganz sicher das ich irgenwann meinen kleinen Laden haben werde. In dem Sinne wünsche ich uns allen eine schöne Zeit hier auch wenn manchmal nicht alles so läuft wie wir es gerne hätten.
Wie es hier in Ostfriesland heißt: erstmal einen Tee trinken und dann wird das schon ;-)
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