Die Osterbräuche in Ost und West haben viel gemeinsames, aber auch viele Besonderheiten. Wenn Sie die Russen fragen, was ihnen der Feiertag bedeutet, werden Sie kein Wort über Osterhasen hören, sondern Osterkuchen, gefärbte oder Pysanki-Eier, Ostergottesdienst und Friedhof.
Hier versuche ich, in loser Abfolge einige Traditionen und Bräuche in der Russischen Föderation bzw. auch anderen osteuropäischen Ländern zu erklären. Diese Folge - Teil 3 - handelt vom Osterkuchen und den Pysanki-Eiern:
Die Nacht zum Ostersonntag läutet das Ende der 40-tägigen Fastenzeit ein. Beim großen Festessen dürfen neben den bunten Eiern die typischen Osterspeisen "Kulitsch" und "Pashka" (Osterbrot mit Quark) auf keinen Fall fehlen. Sie werden am Samstag frisch zubereitet. Ein Rezept hierfür finden Sie in einer weiteren Folge über "Russische Ostern".
Schon am "sauberen Donnerstag" werden die Eier gefärbt. Tradtionell war die Farbe der Eier rot; heutzutage sind alle möglichen Farben und Verzierungen beliebt - die Idee wurde entsprechend weiterentwickelt! In der Regel verwendet man in Russland Zwiebelscheiben, um den Eiern eine hell- bis dunkelbraune Farbe zu verleihen. Früher wurden die Eier häufig auch mit alten Wollfäden umwickelt und gekocht, um noch andere Färbungen zu erreichen. Es gibt sogar den überlieferten Glauben, dass, wer sich im eierfarbenen Wasser wäscht, im nächsten Jahr mit Gesundheit und Schönheit belohnt wird! Die Eier werden entgegen deutschem Brauchtum in Russland nicht versteckt und gesucht. Sie werden einfach als Geschenke überreicht und zwar an jeden Bekannten und Verwandten. Hieraus entwickelte sich auch der Wunsch, die Eier als kleine Kunstwerke zu gestalten!
Man fing an, Eier aus Holz zu schnitzen und zu bemalen - die sogenannten Pysanki-Eier, die mit Motiven aus der Kirchenlithurgie versehen werden und per Hand bemalt in allen Farben verfügbar sind. Sie können auch aufgehängt werden oder sind mit "Bömmeln" versehen. Die Farben sind heute lebensmittelecht und witterungsbeständig, so dass die Eier auch als Aussenschmuck für "Eierbäume" oder "Eiersträucher" verwendet werden können.
Eine weitere Art die Eier zu schmücken, entwickelte sich aus der Perlenstickerei, die zwar sehr zeitaufwendig ist, aber fantastische Motive machbar machen lässt. Teilweise werden auch auf der Vorder- und/oder Rückseite der Eier neben Perlen Ikonenbilder eingefügt. Diese Tradition hat sich besonders auch in der Ukraine etabliert. Hier gibt es viele kleine Künstlerwerkstätten in der Nähe von Lvov (Lemberg), die diese Tradition bis heute aufrechterhalten haben und das Holz von den Bäumen der Karpaten dazu verwenden.
Neben den Eiern werden in dieser Gegend der Ukraine auch die wunderschönen per Hand aus Perlen gearbeiten Ikonen mit bis zu 20.000 Einzelperlen gestickt.
Die schönsten und teuersten Ostereier fertigte aber der Juwelier Peter Kal Fabergé für die Zarenfamilie. Diese Eier sind aus Porzellan. Das erste Porzellan-Ei verließ seine kunstfertigen Hände schon 1885. Es wurde zur Tradition, jedes Jahr ein Ei-Exemplar zu entwerfen. Jedes einzelne dieser farben- und edelmetallprächtigen Kunstwerke ist ein Einzelstück. Sie sind heute ein Vermögen wert und stehen teilweise in Museen auf der ganzen Welt oder sind teilweise auch in Privatbesitz. Um breite Kreise der Bevölkerung daran teilhaben zu lassen, wurden und werden von bedeutenden Porzellan-Manufakturen in St. Petersburg und Moskau diese Eier in "Kleinformaten" als Repliken nachgebildet. Diese kauft man gerne als Schmuckschatullen. Sie sind mittig zu öffnen.
Die nächste Folge handelt vom Ostergottesdienst und Traditionen am Ostersonntag
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Geschrieben 2019 mit Unterstützung von Künstlern aus Osteuropa
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Dieter